Mittwoch, 1. Februar 2017

Lang lebe das Geschäftsmodell



Geschäftsmodelle beschreiben die Funktionsweise eines Unternehmens. Womit und auf welche Art will das Unternehmen Geld verdienen. Was ist das Nutzerversprechen und wie regelt ein Unternehmen seine vielfältigen Beziehungen zu Stakeholdern?

Geschäftsmodelle werden vor der Gründung einer Unternehmung entwickelt und ggf. der Aktualität angepasst. Wenn sich der Erfolg einstellt ist die gefühlte „Komfortzone“ erreicht. Das veranlasst viele Entscheider, das einmal funktionierende Modell nicht weiter in Frage zu stellen. – Ein Fehler, der sich bald rächt. Geschäftsmodelle haben, wie Produkte – Lebenszyklen. Lag die durchschnittliche Lebensdauer eines Geschäftsmodells um 1900 noch bei 75 Jahren, sind es aktuell nur noch 7 Jahre.

Der Grund liegt in der zunehmenden Geschwindigkeit, mit der sich wirtschaftliche und gesellschaftliche Rahmenbedingungen ändern. Die Treiber sind Globalisierung, Demografie, Digitalisierung und die Vernetzung von Menschen und Dingen mittels Internet.

Insbesondere die fortschreitende Digitalisierung führt zu durchgehenden Wertschöpfungsketten, in die alle Stakeholder eingebunden sind, vom Lieferanten bis zum Kunden. Die Rolle des Kunden ändert sich. Er will individuelle Produkte und Angebote und wird durch die Möglichkeiten der Digitalisierung interaktiv in die Wertschöpfungskette eines Unternehmens eingebunden. Grenzen von Organisationen werde zunehmen unscharf oder lösen sich auf. Zur Gewinnerzielung sind künftig keine Produktionsmittel und Ressourcen in Zusammenhang mit einer direkten Leistungserbringung mehr notwendig.

Was abstrakt klingt, wird durch den Erfolg von Internetfirmen wie Uber verdeutlicht. Uber ist eine Vermittlungsplattform für Personen-Transportleistungen. Die werden durch Privatleute, Mietwagen mit Fahrer und Taxis erbracht. Für diese Vermittlungsleistung berechnet Uber Provisionen von bis zu 20%. Uber besitzt nicht ein einziges Fahrzeug. Das Unternehmen hat es in kürzester Zeit auf einem Börsenwert von 50 Mrd. $ gebracht.

Es gibt viele weitere erfolgreiche Beispiele, die traditionellen Geschäftsmodellen Konkurrenz machen. – Kein Grund also, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. - Zeit zum Handeln.

Es empfiehlt sich strategisch vorzugehen und zunächst den Standort zu bestimmen. Bereits die Frage, wie sieht unser Geschäftsmodell aus, bereitet vielen Mittelständlern Schwierigkeiten. Zu selbstverständlich ist die tägliche Arbeit, als dass man darüber nachdenkt. Man macht seine Arbeit und das hat man immer schon so gemacht. Die Frage ist, wie lange noch.

Erste Warnmeldungen sind steigende Kosten, sinkende Margen trotz steigendem Auftragsvolumen, neue Mitbewerber, Erosion von langjährigen Geschäftsbeziehungen und zunehmende Schwierigkeiten, geeignete Mitarbeiter zu finden. In Zeiten einer konjunkturellen Hochphase sind solche Zeichen besonders alarmierend. Solange ein Unternehmen noch Geld verdient, ist es jedoch leichter den Kurs zu korrigieren.

Eine Analyse des Branchenumfeldes gibt weitere Aufschlüsse. Erkennen Unternehmen den Wandel in ihrer Branche zu spät, verlieren sie an Bedeutung oder verschwinden von Markt. Dieses Schicksal teilen Großunternehmen, wie Nokia, Blackberry, Neckermann aber auch kleine Einzelhandelsgeschäfte.

Jeder Wanderer muss wissen, wo er sich befindet, bevor er zu neuen Zielen aufbricht. Ist der eigene Standort ermittelt und ist sich das Unternehmen im Klaren über seine Stärken und Schwächen muss eine Strategie entwickelt werden. Wohin wollen wir, auf welchem Weg und mit welchen Mitteln?

Veränderungen lösen Unsicherheit aus. Die Sorge um den Arbeitsplatz, die Stellung im Unternehmen, die neuen unbekannten Aufgaben, neue Kollegen, ein anderer Beschäftigungsort – das löst eine menschlich verständliche Reaktion der Unsicherheit aus. Wer die außer Acht lässt, hat bereits verloren. Innovationen, dazu zählen auch Geschäftsmodell-Innovationen, sind nur mit Menschen erfolgreich und nicht gegen sie. Die Arbeit am Geschäftsmodell ist also immer auch eine Führungsaufgabe. Innovationen lassen sich nicht durch Anweisungen umsetzen.

Geschäftsmodell-Innovationen benötigen die volle Unterstützung der Geschäftsleitung, aber auch die Beteiligung der Mitarbeiter. Kreativphase, Strategieentwicklung und Roadmap sollten in einer Arbeitsgruppe außerhalb des Tagesgeschäftes entwickelt werden.

Zu den Schlüsselfaktoren einer erfolgreichen Innovation gehört ein Kommunikationsplan. Wer muss worüber von wem informiert werden, welche Projektteilnehmer müssen zu welchen Terminen welche Beiträge leisten, wann und in welcher Form werden Betroffene eingebunden und schließlich wie und wann werden Innovationen allen Stakeholdern kommuniziert?

Das Ergebnis der Arbeit kann völlig unterschiedlich ausfallen. Von einer Weiterentwicklung des Geschäftsmodells (Evolution) bis zur Implementierung eines völlig neuen Geschäftsmodells (Innovation) sind alle Varianten denkbar. Hier ist ausdrücklich Querdenken gefordert. Viele erfolgreiche Geschäftsmodelle haben die alte  Branchenlogik durchbrochen (Dell, IKEA, IBM). Gesättigte Märkte erzeugen einen hohen Wettbewerbsdruck. Das geht zu Lasten der Marge. Eine erfolgversprechende Strategie ist deshalb, sich seiner Fähigkeiten zu besinnen und neue Märkte zu schaffen (BlueOcean Strategie). Der Blick über den eigenen Tellerrand ist dazu unumgänglich (Thinking outside the Box). Nützliche Helfer in diesem Kreativprozess sind Berater mit unternehmerischer Erfahrung und breiten Marktkenntnissen.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Geschäftsmodelle altern und einer periodischen Prüfung unterzogen werden müssen. Zeichnet sich eine Veränderung des eigenen Marktes ab oder werden die betriebswirtschaftlichen Ziele nicht oder nicht mehr erreicht, ist es Zeit zum Handeln. Nur wer rechtzeitig handelt hat die Möglichkeit der Gestaltung.

© Dirk Klostermann, Coworking-Managment Südwest UG, Rastatt 2017


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