"Berlin kommt bei der Bearbeitung von Asylgerichtsverfahren nur langsam voran. Das Land sucht die Schuld beim Bundesamt. Doch das lässt Kritik nicht gelten - und wirft dem Land Schriftverkehr per “Schneckenpost“ vor." (WELT)
Endlose Verfahrensdauer, Post im Schneckentempo, Briefe die auf Nimmerwiedersehen verschwinden - das ist der Alltag bei deutschen Behörden. Analysiert man die Kommunikationswege, dann wähnt man sich in Zeiten, in denen das Fax laufen lernte.
"Eine moderne öffentliche Verwaltung als Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands." schreibt das Bundesinnenministerium auf seiner Homepage. In diesem Fachresort soll die Digitalisierung der bundesdeutschen Verwaltung organisiert werden. Die EU steuert einen Aktionsplan bei, eine Agenda zur Modernisierung der öffentlichen Verwaltung bis zum Jahr 2020.
Doch die bundesdeutsche Cloud sieht so trübe aus, wie der Küstennebel vor Warnemünde.
Doch die bundesdeutsche Cloud sieht so trübe aus, wie der Küstennebel vor Warnemünde.
Das BAMF reiht sich ein in die Riege öffentlicher Verwaltungen, deren Ineffizienz kaum zu überbieten ist.
Die Bundesagentur für Arbeit glänzt mit "intelligenter" Kundenkommunikation. Mail zum Amt, Brief zurück. Der geht oft verloren, denn der private Briefdienstleister ist unzuverlässig aber billig. Post ans Amt schickt man am besten per Einschreiben. Das garantiert zwar nicht, dass der Brief ankommt, man kann aber beweisen, dass man ihn abgeschickt hat.
Das Amtsgericht Freiburg veröffentlicht auf seinem Briefbogen eine Mailadresse. Schreibt man dorthin, bekomme man einen Brief, dass Mails vom Gericht nicht bearbeitet werden.
Einsame organisatorische Spitze ist die Rentenversicherung Bund. Die Zentrale in Berlin beschäftigt 16.000 Mitarbeiter an 9 Standorten. Am sichersten und schnellsten kommuniziert man per Fax, vorausgesetzt man hat die Nummer des Sachbearbeiters. Die wird oft verschwiegen. Man will nicht belästigt werden. Eine Mail ans Amt ist ganz schlecht. Oft wird vergessen, den Anhang zu öffnen, so eine Sachbearbeiterin. Dann gehen wichtige Informationen verloren.
Mails werden zentral ausgedruckt, gescannt und in das Behördensystem wieder eingelesen. Dabei kommt es vor, dass die uralten Scanner Anhänge nur unlesbar grau in grau verarbeiten. Das ist keine Satire, das ist Realitität.
Nicht viel besser ergeht es der Briefpost. Für alle Standorte der Rentenversicherung in Berlin gibt es nur eine Poststelle. Ein Brief vom Absender zum Sachbearbeiter ist im Schnitt 14 Tage unterwegs. Auch hier hat die Behörde eine Erklärung. Briefe werden bei der zentralen Poststelle so lange gesammelt, bis ein LKW voll ist (sonst lohnt sich die Fahrt nicht). Das System gerät ins Stocken, wenn ein Fahrer Urlaub hat oder ein LKW kaputt ist. - Nein das ist kein Witz, sondern die Erklärung einer Mitarbeiterin im O-Ton. Wen wundert, dass ein Rentenantrag statt wie angekündigt 3 Monate auch mal 10 Monate dauern kann.
Ganz oben auf der Agenda der Bundesregierung steht das Thema Digitalisierung. In der Realität ist Deutschland im weltweiten Vergleich noch im Mittelalter unterwegs.
Dirk Klostermann
Coworking-Management Südwest UG
Service Partner für den b2b-Mittelstand
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